Nach zwei Wochen Verhandlungszeit und mit zwei Tagen Verlängerung geht heute die 27. Weltklimakonferenz in Sharm el Sheikh, Ägypten, zuende. Einige Beschlüsse stehen. Und: Ein Beschluss, der “Loss and Damage”-Zahlungen vorsieht, konnte erkämpft werden! Große Rückschritte passieren allerdings, was den Ausstieg aus fossilen Energien angeht. Außerdem kann die COP27 als “Tod der 1,5 Grad-Grenze” verstanden werden. Mehr dazu im Text!
Starke zitate
“Our planet is still in the emergency room. We need to drastically reduce emissions now – and this is an issue this COP did not address.” – António Guterres, UN-Generalsekretär
Wichtige Beschlüsse
Loss and Damage
Kein Ausstieg aus Fossilen Energien
Tod des 1,5 Grad-Limits?
Das Pariser Klimaabkommen hatte zwei Temperaturenziele – “well below” 2 Grad Erderhitzung im Vergleich zu vorindustrieller Zeit zu bleiben und gleichzeitig Anstrengungen zu unternehmen, 1,5 Grad nicht zu überschreiten. Nachdem der Fokus im letzten Jahr bei der COP26 in Glasgow auf das 1,5 Grad-Ziel gesetzt wurde, ist jetzt in Sharm el Sheikh ein Beschluss aus dem Abschlussdokument genommen worden, der beinhaltete, bis zum Jahr 2025 den “Emissions Peak”, also die Spitze der Emissionen zu erreichen. Von da an hätten die Emissionen nur noch sinken dürfen, um das 1,5 Grad-Limit noch einzuhalten. Die 1,5 Grad-Sprache der letzten COP in Glasgow wurde also wieder aufgeweicht und es sind massive Rückschritte, die damit gegangen werden. 1,5 Grad sind damit, zumindest auf Papier, gestorben. Keep 1,5 Alive!
Fazit
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Mein Statement zur COP27
Die 27. Weltklimakonferenz ist zu Ende und die Ergebnisse sind mehr als ernüchternd.
Um mit dem Positiven zu beginnen:
Hoffnungsvoll stimmte der Auftritt von Brasiliens künftigem Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva, der ankündigte, die Abholzungen und Brandrodungen im Amazonas-Regenwald gänzlich stoppen zu wollen.
Des Weiteren wurde im Abschlussdokument wurde das 1,5°-Ziel bekräftigt. Im Grunde ist das aber eher eine Peinlichkeit, denn seit Paris 2015 sollte das eine Selbstverständlichkeit sein. Ehrlicher wäre es, einzugestehen, dass dieses Ziel vielleicht noch physikalisch zu erreichen wäre, politisch aber nicht. Denn eine Abkehr von Öl und Gas wurde nicht beschlossen und die Welt ist weiter auf einem (+/-) 2,5°-Pfad.
Außerdem wurde in letzter Minuten ein Fonds vereinbart, aus dem Klimaschäden in besonders betroffenen Ländern abgefedert werden sollen. Allerdings muss auch hier ein großes „Aber“ angeführt werden:
Für die 10-jährige Nakeeyat Dramani Sam aus Ghana, die von den zerstörerischen Folgen des Klimawandels in ihrem Land berichtete und die einfache Frage stellte „Wann zahlt ihr uns zurück?“, gab es standing ovations. Aber Applaus ist billig, Klimafolgeschäden sind teuer!
Es wurde weder geregelt, wie viel in den Topf eingezahlt werden soll, noch wer bezahlen wird. Entscheidungen darüber wurden auf die nächste COP in einem Jahr in Dubai vertagt.
Wie glaubwürdig ist also eine solche Ankündigung? 2009 hatten die Industrienationen versprochen, ihre Klimahilfen für ärmere Länder bis 2020 auf 100 Milliarden $ zu erhöhen. Dieses Versprechen wurde bis heute nicht eingehalten, stattdessen wurden die Bilanzen systematisch schöngerechnet:
https://www.oxfam.de/presse/pressemitteilungen/2022-10-19-oxfam-geberlaender-rechnen-klima-hilfen-schoen
Kritikwürdig ist und war der Austragungsort der COP in Ägypten, einem Land, das massiv Menschenrechte verletzt, Aktivist*innen bespitzelt und offensichtlich kaum in der Lage oder willens war, die Konferenz zielgerichtet zu leiten. Die Möglichkeiten für zivilgesellschaftlichen Protest wurden massiv beeinträchtigt.
Auch der Luxus-Badeort Sharm El-Sheik machte es vielen Aktivist*innen aus ärmeren Ländern schwierig bis unmöglich, an der Konferenz überhaupt teilzunehmen, während sich die Lobbyist*innen fossiler Konzerne die Klinke in die Hand gaben.
Alles in allem bleibt der traurige Eindruck, dass sich der Nationalegoismus einmal mehr durchgesetzt hat.