Eine Person auf der COP27 hält ein Schild in die Luft, auf dem staht "End All Forms of Support for Fossil Fuels!"

Der Tag der Finanzen | COP DAILY – Tag 3

Heute, am dritten Tag, ging es auf der COP27 vor allem um Geld. Wir finden folgende Themen besonders wichtig:

Inhalt

    Eine Person auf der COP27 hält ein Schild in die Luft, auf dem staht "End All Forms of Support for Fossil Fuels!"

    Starke Aussagen & Zitate

    "Das dringendste Thema ist Ungleichheit: Die durch den Klimawandel verursachten Verluste und Schäden in den am stärksten gefährdeten Ländern und Gemeinschaften müssen eingedämmt werden. Klimagerechtigkeit ist dringend und notwendig, und die Länder des globalen Südens brauchen Finanzmittel, um sie zu verwirklichen. Deutschland und die Länder des globalen Nordens sollten sich nicht nur mit Worten, sondern mit konkreten Maßnahmen engagieren. Die Klimakrise kann nicht angegangen werden, wenn man sie nicht als globales Problem erkennt. Niemand wird gerettet, ohne dass wir alle gerettet werden." - Karin Watson Ferrer (25), Chile

    Highlights

    Energiepartnerschaft mit Kenia

    Am heutigen Tag der COP27 hat Deutschland eine Klima- und Entwicklungspartnerschaft mit Kenia unterschrieben. In der Partnerschaft geht es darum, Kenia als führendes Land in Sachen Energiewende (sie beziehen bereits 90% ihres Stroms aus Erneuerbaren) zu unterstützen. Das Ziel ist, die kenianische Energieversorgung bis 2030 auf 100% zu steigern. Die Challenge, vor der Kenia steht, ist, dass die Ansprüche immer weiter steigen – die Wirtschaft wächst, Menschen steigen auf E-Autos um und die Produktion von grünem Wasserstoff (unter Verwendung von Elektrizität) stecht vor der Tür. 
    Im Gegenzug zu der ökologischen Transformation im Energiesektor möchte Deutschland im Ausbau der eneuerbaren Energien Wie Geothermie und der Modernisierung der Stromnetze unterstützen. Außerdem möchte Deutschland helfen, Elektromobilität und eine grüne Wasserstoffwirtschaft auszubauen. Bei der nachhaltigen Landwirtschaft und der Klimaanpassung möchte Deutschland sich auch einbringen.
    Diese Energiepartnerschaft ist ein riesiger Schritt in die richtige Richtung. Länder des globalen Südens – hier Kenia – werden unterstützt und eine sozial gerechte Wirtschaftswende ermöglicht, während gleichzeitig für sie Anreize gesetzt werden, klimapolitische Maßnahmen umzusetzen.

    Klimafinanzierung in Namibia

    Hage Geingob, der Präsident von Namibia, gab gestern bekannt, dass das Land über 540 Millionen Euro für den Klimaschutz von der niederländischen Regierung und der Europäischen Investitionsbank erhalten haben. Der niederländische Zuschuss stammt vom Infrastructure funding vehicle Invest International. 
    Ziel ist, grünen Wasserstoff zu produzieren und erneuerbare Energien auszubauen, um als ein Vorbild für andere Länder in Afrika vorzugehen. Dieser Ausbau wird durch eine Kreditmöglichkeit von der Europäischen Investitionsbank in Form eines Projekts stattfinden. 
    Da Namibia eines der Länder ist, die am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind, ist das ein riesiger Schritt in die richtige Richtung; denn es werden finanzielle Grundlagen für die ökologische Transformation gelegt und Namibia kann sich an die Flogen der Klimakrise anpassen. 
    ,,Grüner Wasserstoff’’ ist Wasserstoff, der mit erneuerbaren Energien hergestellt wird. Die Herstellung ist bisher zwar relativ kostspielig, es ist allerdings ein wachsender Industriesektor, der zur Dekarbonisierung des Energiesektors massiv beitragen kann. Grüner Wasserstoff ist der Energieträger, der verlässlich durch erneuerbare Energien produziert werden und in Form von Ammoniak oder “LOHC” (Liquid Organic Hydrogen Carriers) transportiert werden kann – er ist also insbesondere zukünftig ein Bestandteil von internationalen Energiepartnerschaften und nationaler Energiepolitik. Im Mai setzte sich die Energiestrategie der EU das Ziel, bis 2030 mindestens 10 Millionen Tonnen grünen Wasserstoff zu importieren, wobei weitere 10 Millionen Tonnen innerhalb des Blocks produziert werden sollen. 
    Zusammenfassend kann man sagen: Die Klimafianzierung für Nambia ist ein wesentlicher Schritt in die richtige Richtung und ist ein Beispiel dafür, wie sich Länder des globalen Nordens verhalten sollten. 

    Tuvulu lässt Verwendung von Kohle, Öl und Gas verfallen.

     
    Als erstes Land der vereinten Nationen nutzt Tuvalu die Gelegenheit der internationalen Klimaverhandlungen, um die Verbreitung der Verwendung von Kohle,  Öl und Gas verfallen zu lassen. 
    Der Inselstaat ist ausgesprochen betroffen von den Folgen der Klimakatastrophe, da die Steigung des Meeresspiegels eine hohe Gefahr für das Land darstellt. 
    Der Premierminister, Kausea Natano, von Tuvalu, sagte: „Die sich erwärmenden Meere beginnen, unser Land Meter für Meter zu verschlingen. Aber die Sucht der Welt nach Öl, Gas und Kohle kann unsere Träume nicht untergehen lassen.”
    Ein wesentliches Problem ist, dass die Umstellung auf erneuerbare Energien in den vergangenen Jahren übersehen wurde- und das absichtlich, da sich viele Länder stets auf das Ausgraben und Verbrennen fossiler Energien verlassen, sagte der Leiter der politischen Strategie bei Climate Action Network International, Harjeet Singh. 
    Es ist wichtig, dass auf der COP27 die Länder und Regionen, welche stark von dem Klimawandel betroffen sind, oben auf der Liste stehen. Diese müssen endlich handeln, um die Existenz von Mensch und Natur aufrecht zu erhalten. Sie leiden unter extremen Wetterereignissen wie Überschwemmungen, Dürren, Waldbränden und vielen anderen Klimaauswirkungen. 
    Insgesamt sind es allerdings erfreuliche Nachrichten, dass nun Staaten und Länder wie Tuvalu dem Klimaschutz einen Schritt näher rücken, und damit Klima- und Naturkatastrophen umgehen. 

    Lowlights

    Finanzen

    Heute war der Finance Day – einer der wichtigsten Tage der COP27. Denn bei der internationalen Bewältigung der Klimakrise ist es besonders wichtig, wo die großen Geldströme hingelenkt werden; nicht umsonst spricht man von “shifting the trillions” – die Billionen verschieben. Leider ist viel zu wenig passiert. Wir haben einzelne Fälle von Klimafinanzierung und Loss and Damage, die zugesagten Finanzierungen sind allerdings deutlich unterambitioniert. Die Climate Policy Initiative hat errechnet, dass die Investitionen mehr als verfünffacht werden müssen, um den 1,5°C-Pfad einzuhalten. Das passiert gerade nicht; das ist nicht nur schade, sondern potenziell gefährlich, denn die Staaten des globalen Südens brauchen jetzt finanzielle Unterstützung bei der Bewältigung der Klimakrise. Sonst können sie wortwörtlich untergehen. 

    Loss & Damage​

    Am ersten Verhandlungstag wurde der Verhandlungsschirm für die Länder des globalen Südens angekündigt, und dass Deutschland mit einem Startbudget von 170 Millionen Euro einsteigt. Wir haben das hier als “Highlight” eingeordnet, weil es ein guter Anfang war. Das stimmt auch immer noch.
    Ein Lowlight allerdings ist, dass sich bisher nur wenige Staaten des globalen Nordens gefunden haben – gerade einmal 7 Industriestaaten haben Finanzierungen zugesagt, und die sind auch noch viel zu niedrig angesetzt. 
    Zu Wort gemeldet hat sich Schottland mit ca. 2,3 Millionen €, Dänemark mit ca. 13,5 Millionen €, Österreich mit 50 Millionen €, Irland mit 10 Millionen €, Belgien mit 2,5 Millionen €, Deutschland mit 170 Millionen € und Neu Seeland mit 12 Millionen €. 
    Zusammengerechnet sind das ca. 260,3 Millionen €. Das klingt erstmal viel, ist aber wahnsinnig wenig wenn es darum geht, Schäden und Verluste durch Klimakatastrophen im globalen Süden auszugleichen. Wenn man sich anguckt, dass die Flutkatastrophe im Ahrtal ca. 33 Milliarden Euro an Schäden verursacht hat, dann sind die zugesicherten Zahlungen ein Tropfen auf dem heißen Stein in Anbetracht von verheerenden Flutkatastrophen in Pakistan und einer landesweiten Dürre und Hungersnot in Somalia. 
    Wir brauchen weniger symbolische Zahlungen und unverbindliche Mitleidsbekundungen – stattdessen brauchen wir ambitioniertere Zahlungen, Finanzierungen und das Anerkennen der historischen Schuld der Industriestaaten. 

    Fazit

    Insgesamt sind wir mit den Ergebnissen des heutigen Tages unzufrieden.. Ein paar kleine Erfolgsmeldungen sind heute zwar entstanden, wie die Klimafinanzierung in Namibia, die Schritte von Tuvalu und die Energiepartnerschaft mit Kenia. Das für den Abbau der Klimaungerechtigkeit elementare Thema “Loss & Damage” stand auf der Tagesordnung, jedoch sind die daraus resultierenden Maßnahmen und unverbindlichen Versprechen des globalen Nordens ernüchternd und bei weitem nicht ausreichend.

    Danke für die inhaltliche Unterstützung unserer Arbeit an Germanwatch und BUND Jugend!

    Um diese Arbeit auch in Zukunft noch leisten zu können, sind wir auf deine Hilfe angewiesen.

    Hilf uns gerne mit einer SPENDE!

    Nichts mehr verpassen? – Infostream abonnieren!

    1 Gedanke zu “Der Tag der Finanzen | COP DAILY – Tag 3

    1. Mal nachrechnen:
      170 Mio hat Olaf Scholz als Hilfe für den gesamten globalen Süden zugesagt.
      Der – soweit finanziell überhaupt ausdrückbare – Schaden im Ahrtal belief sich auf 33 Mrd.
      33 Mrd = 194 mal 170 Mio

    Schreibe einen Kommentar zu Rudi Netzsch Antworten abbrechen

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

    Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.